Was bei Husten hilft

Atemwegserkrankungen haben im Winter Hochsaison. Ein Hauptsymptom ist Husten. Doch warum husten wir überhaupt? Ist dieser Reflex eigentlich nützlich oder eher schädlich? Wir fragten den HNO-Arzt Prof. Dr. Ralph Mösges aus Köln, was bei Husten hilft.
Herr Prof. Mösges, warum husten wir?
Der Husten stellt eine an sich nützliche und physiologische Funktion des Körpers dar, die darauf abzielt, die Atemwege von Irritanzien, also Fremdstoffen und überschüssigem Schleim, zu befreien. Charakteristisch dafür ist die kraftvolle bis gepresste Ausfuhr der Luft aus den Lungen mit einem dafür charakteristischen Ton. Was an sich einfach klingt, ist angesichts der zugrunde liegenden physiologischen Vorgänge höchst komplex. Der Husten findet in drei Phasen statt, was ihn von anderen Formen der Atemwegsaktivierung wie Seufzen, Räuspern oder Keuchen fundamental unterscheidet:
- Wir erkennen beim Husten stets zunächst die inspiratorische Phase des Einatmens, wodurch bei Inhalation von Luft die Atemmuskulatur des Brustkorbs gedehnt wird.
- Darauf folgt die Kompressionsphase, in der ein erhöhter Druck in den unteren Atemwegen aufgebaut wird, sodass es zum Stimmlippen-Schluss im Kehlkopf kommt, während sich die Atemmuskulatur anspannt, um den intrathorakalen Druck im Brustkorb steil ansteigen zu lassen.
- Schlussendlich kommt es zur Ausatemphase des Hustens, bei der die Stimmlippen plötzlich den Weg für die komprimierte Luft frei machen und diese mit hoher Geschwindigkeit – wir sprechen hier von nahezu Schallgeschwindigkeit – ausströmt, gefolgt von bis zu einem halben Liter Atemluft mit sinkender Geschwindigkeit.
Diese Atemstöße höchster Geschwindigkeit produzieren dann den typischen Hustenton und unterstützen die mukoziliäre Clearance, das heißt die natürliche Reinigungsfunktion der Atemwege. Beim Husten unterscheiden wir im Wesentlichen drei Arten: den Reizhusten oder auch trockenen Husten, den festsitzenden Husten, bei dem kein Auswurf möglich ist (was überaus schmerzhaft sein kann) und den produktiven Husten, bei dem sich der Schleim gelöst hat und ausgestoßen wird.
Ist der Hustenreflex nützlich?
Der produktive Husten, selbst wenn er gelb grünlich oder gar bräunlich schwarz ist, hat durchaus nützliche Funktionen. So wird durch die Aktivierung der Becherzellen in der Schleimhaut mehr Schleim produziert, wodurch Viren und Bakterien aus dem Körper geschleust werden und nicht tiefer in die Atemwege eindringen können. Im Infektionsgeschehen spielt der produktive Husten eine besondere Rolle. Wenn es darum geht, was bei Husten hilft, muss ich sagen: Es ist wichtig, den produktiven Husten nicht zu unterdrücken, was mit klassischen Husten-Medikamenten wie Codein gemacht wurde, denn die Viren oder Bakterien müssen die Atemwege verlassen, um eine längerfristige Infektion zu vermeiden. Deshalb kann es nützlich sein, den Körper auch medikamentös beim Abhusten des Schleims zu unterstützen.
Und wie sieht das beim festsitzenden Husten aus?
Wie zuvor bereits ausgeführt, ist der festsitzende Husten nicht nur besonders unangenehm und schmerzhaft, sondern der zähe und klebrige Schleim kann als Brutstätte für Infektionen dienen. Darum ist es stets unser Ziel, produktiven Husten zu erzeugen, zum Beispiel mit Arzneimitteln, die eine schleimlösende Wirkung haben, aber natürlich auch durch viel Trinken, was bei Husten hilft, indem es die Flüssigkeitsdepots des Körpers auffüllt.
Wann ist Husten ansteckend?
Haben wir bisher nur die Vorteile des produktiven Hustens in den Vordergrund gestellt und dabei den Selbstreinigungsmechanismus und die Reizlinderung betont, so muss man auch bedenken, dass produktiver Husten durchaus ansteckend wirken kann. Dies ist insbesondere der Fall, wenn diese Hustenform durch Viren ausgelöst wird. Dann gelangen beim Abhusten des Schleims winzig kleine Tröpfchen in die Luft und ein Aerosol kann sich ausbilden, welches bis zu zwei Stunden in der Schwebephase verbleibt. Deshalb ist produktiver Husten eine der häufigsten Ansteckungsformen durch Tröpfcheninfektion in der Umgebung, im Bus, im Büro, in der Schule oder in Veranstaltungsstätten.
Können Sie kurz zusammenfassen, was bei Husten hilft? Wie lässt er sich reduzieren?
Schleimlösung steht im Mittelpunkt beim produktiven Husten. Aber neben Medikamenten gibt es noch zahlreiche andere Maßnahmen, welche bei Husten helfen können:
- Reichlich Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, denn je flüssiger der infizierte Schleim ist, desto leichter kann man ihn abhusten. Viel trinken steht also im Mittelpunkt, wobei neben Wasser auch milde Tees mit pflanzlichen Schleimlösern geeignet erscheinen.
- Befeuchtung der Luft durch Luftbefeuchter, aber auch im einfachsten Fall durch feuchte Tücher auf warmen Heizkörpern können die Einatemluft physiologischer gestalten und damit den Schleimhäuten die Arbeit erleichtern.
- Warme Brustwickel sind schon seit dem Mittelalter als Hausmittel bekannt und bewährt und fördern den Auswurf von Schleim. Im Falle von Fieber sollte man darauf aber verzichten.
- Ruhe und der Verzicht auf körperliche Aktivitäten gehören zu den Basismaßnahmen beim Husten.
Bei aller Wertschätzung solcher Hausmittel soll aber nicht verschwiegen werden, dass durch den Einsatz sinnvoller schleimlösender Therapeutika die Hustendauer deutlich verkürzt werden kann und damit der Organismus beim Heilungsvorgang unterstützt wird. Hier ist es wichtig, bereits im Anfang einer Erkältung mit Husten einzugreifen und damit stärkere Ausprägungen oder gar eine Chronifizierung zu vermeiden.