Trockene Augen: Mögliche Ursachen und wirksame Therapien

Trockene Augen sind mehr als nur eine kleine Unannehmlichkeit. Neben altersbedingten Veränderungen der Tränenproduktion können Umwelteinflüsse, Medikamente und hormonelle Einflüsse eine Rolle spielen. Auch psychische Faktoren und Schlafstörungen rücken zunehmend in den Fokus der Forschung.
Die Tränenflüssigkeit hat eine wichtige Schutzfunktion für die Augen. Sie hält die Hornhaut feucht, schützt vor Infektionen und sorgt für eine klare Sicht. Wird jedoch zu wenig Tränenflüssigkeit produziert oder verdunstet sie zu schnell, entstehen trockene Augen mit den typischen Beschwerden wie Brennen, Jucken oder Fremdkörpergefühl. Besonders ältere Menschen sind betroffen, da der mit den Jahren sinkende Hormonspiegel die Produktion und Zusammensetzung des Tränenfilms beeinflussen kann. Aber: „Trockene Augen sind keine normale Alterserscheinung. Sie können und sollten behandelt werden“, erklärt Dr. med. Susanne Fabel, Augenärztin aus Kiel mit dem Schwerpunkt ganzheitliche Augenheilkunde.
Der Einfluss von Schlaf und Psyche
Psychische Probleme und Schlafstörungen beeinträchtigen die Benetzung der Hornhaut. Sie können dabei sowohl Ursache als auch Folge der Augenbeschwerden sein: Studien zeigen, dass Depressionen und Angststörungen häufiger bei trockenem Auge auftreten. Andererseits sind die Trockenheitsbeschwerden bei Personen mit Depressionen oft stärker ausgeprägt. „Ich sehe diese Zusammenhänge tatsächlich auch in der Praxis“, sagt Fabel. „Trockene Augen scheinen zumindest eine Begleiterscheinung von Depressionen und Angststörungen zu sein.“
Auch der Schlaf spielt eine Rolle: „Ist der Schlaf gestört, wirkt sich das nicht nur über die Stimmung negativ auf die Augengesundheit aus, sondern auch ganz direkt“, so die Augenärztin. Denn während der Nachtruhe regeneriert sich der Tränenfilm. Wer an Schlafmangel oder Schlafstörungen leidet, riskiert eine erhöhte Verdunstung der Tränenflüssigkeit und damit eine Verstärkung der Beschwerden. Umgekehrt können trockene Augen und die damit einhergehenden Symptome den Schlaf erheblich beeinträchtigen.
Hilfe für trockene Augen
Diese gegenseitige Beeinflussung unterstreicht die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Behandlungsansatzes, der nicht nur lokale Symptome lindert, sondern auch Faktoren wie Schlafgewohnheiten und psychische Gesundheit berücksichtigt. Wesentliche Basismaßnahme der lokalen Behandlung sind in der Regel befeuchtende Augentropfen. Ihre regelmäßige Anwendung kann den Tränenfilm stabilisieren und auch stärkere oder chronische Beschwerden nachhaltig lindern.
„Wenn sich die Beschwerden nach etwa zwei bis drei Monaten noch nicht gebessert haben, sollte jedoch ein Augenarzt aufgesucht werden, um die Ursache abzuklären. Sollten allerdings Schmerzen oder Sehverschlechterung dazukommen, ist es ratsam, den Augenarzt zeitnah aufzusuchen“, rät Susanne Fabel.
Tipps für einen augenfreundlichen Alltag
Um die Augen zusätzlich zu entlasten, gilt es, typische Stressoren zu entschärfen. Besonders die zunehmende Bildschirmarbeit spielt hier eine entscheidende Rolle: Durch lange Phasen konzentrierten Schauens auf digitale Displays reduziert sich der Lidschlag signifikant, wodurch der Tränenfilm schneller verdunstet und die Augen austrocknen können. Dies kann nicht nur die Beschwerden verschlimmern, sondern auch die Augen langfristig empfindlicher für äußere Reize machen. Fabel betont: „Ich rate meinen Patientinnen und Patienten, die Bildschirmzeit zu reduzieren und regelmäßig Pausen einzulegen. Nach 20 Minuten Bildschirmarbeit sollte man mindestens 20 Sekunden bewusst blinzeln und in die Ferne schauen.“
Darüber hinaus empfiehlt sie, regelmäßig bewusst zu lächeln. Dadurch verengt sich die Lidspalte, die Meibom-Drüsen (Lidranddrüsen) werden „gemolken“, was sowohl die Befeuchtung als auch die Tränenfilmqualität verbessert. Dabei muss das Lächeln nicht einmal echt sein. Es zu simulieren genügt, um diesen körperlichen Prozess auszulösen. Susanne Fabels persönlicher Tipp: „Einen Smiley an den Monitor kleben und ihn jeden Tag beim Hochfahren des Computers anlächeln. So werden die Augen vor der Anstrengung noch einmal richtig gut befeuchtet.“