Sollte ich auch mit Kindern
über Politik sprechen?
Kinder schnappen viel auf: Sie kriegen Gespräche von Erwachsenen mit, hören Schlagworte im Radio, spüren die Stimmung der Eltern. Da sie oft aber nicht verstehen, worum es geht, kann all das Verunsicherung auslösen. Daher ist es ganz wichtig, dass wir auch mit Kindern über Politik sprechen. Doch wie klappt das altersgerecht?
Politische Unsicherheit kommt auch bei Kindern an, weiß Michael Leicht von der Katholischen Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e. V. (KJF Augsburg): „Es hilft, wenn Eltern auch schon mit jüngeren Kindern über politische Themen sprechen“, sagt der Kemptener Erziehungsberater. „Kinder sind neugierig und stellen Fragen. Eltern sollten darauf eingehen, sich Zeit nehmen, erklären und ihre Kinder in Gespräche mit einbeziehen.“ Wenn wir mit Kindern über Politik sprechen und Zusammenhänge erklären, hilft ihnen das, schon früh ein demokratisches Verständnis zu entwickeln. So können sie zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern von morgen werden.
„Eltern können politische Themen verständlicher machen, indem sie diese in die Lebenswirklichkeit der Kinder übersetzen und Vergleiche nutzen“, rät Michael Leicht. So kann zum Beispiel die Erzieherin im Kindergarten mit einem politischen Amt verglichen werden, weil auch sie für eine Gruppe verantwortlich ist und Entscheidungen treffen muss, die für alle möglichst gerecht und sicher sind. „Sprechen Sie praktisch und lebensnah mit den Kindern“, so der Erziehungsberater. „Wie das konkret aussieht, hängt vom Alter und der Lebensrealität des Kindes ab. Es gibt kein Wörterbuch. Eltern haben aber ein intuitives Gespür und wissen am besten, was ihr Kind verstehen kann.“
Mit Kindern über Politik sprechen heißt: möglichst lebensnah erklären
Wenn wir mit Kindern über Politik sprechen, sieht Michael Leicht die Kernbotschaft darin, ihnen aufzuzeigen, dass die Welt kompliziert ist und dass verschiedene Meinungen in Ordnung sind. Zuhören und miteinander sprechen ist notwendig, um zu gemeinsamen Lösungen kommen zu können. „Wir können unseren Kindern ein Vorbild sein“, betont Michael Leicht. „Sprechen wir mit ihnen verständlich über Politik und lassen wir sie mit Verunsicherungen nicht allein.“
Die aktuelle Weltlage ist belastend, auch für Erwachsene: Krieg, Hass, Diskriminierung und verhärtete Fronten. Was brauchen Familien in dieser Zeit? „Ich denke, sie brauchen eine Rückbesinnung auf die Menschlichkeit und Solidarität“, überlegt Michael Leicht. Der Leiter der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Kempten-Oberallgäu hat tagtäglich viel Kontakt zu den verschiedensten Familien und ihren Nöten. Dass das Weltgeschehen bedrückt, merkt er als Vater bei sich selbst und auch in der Beratung – oft unterschwellig. Da sind Sorgen, Druck und Unsicherheit. In dieser Lage könnte zum Beispiel gerade Weihnachten ein Fest sein, das positive Gefühle weckt und aus dem Familien Kraft ziehen können.
Weihnachten als Fest der Werte
Die Werte einer Familie bilden für diese ein Grundgerüst. Sie sind ein Leitfaden im Alltag, prägen das Weltbild und wirken auf die eigene Haltung sowie den Umgang mit beispielsweise bedrückenden Geschehnissen. „Kinder lernen Werte von ihren Eltern“, sagt Michael Leicht. Das geschieht meist ganz automatisch und nebenher im Alltag, indem Kinder wahrnehmen, wie ihre Eltern auf verschiedene Situationen reagieren. Sich als Eltern und als Familie die eigenen Werte klar zu machen, sich auf sie zu besinnen und sie zu feiern, kann Familien zusammenschweißen und den einzelnen Familienmitgliedern als Kraftquelle dienen. „Eltern können das Fest und die gesetzlichen Feiertage als Anlass nehmen, sich gemeinsam mit ihren Kindern mit positiven Wertevorstellungen auseinanderzusetzen – egal, welcher Glaubensrichtung die Familie angehört. Wir als Eltern können uns überlegen, was wir unseren Kindern schenken und mitgeben wollen, das nicht materiell ist und gerade deswegen umso wichtiger“, appelliert der Erziehungsberater der KJF Augsburg.
Folgende Fragen können Eltern als Anregung dienen, mit ihren Kindern ins Gespräch zu kommen:
- Wofür steht Weihnachten für uns als Familie und was hat für uns Priorität? Eine Antwort könnte zum Beispiel sein: „An Weihnachten möchten wir Menschen helfen, denen es schlechter geht.“
- Welche Werte sind mir, dir und uns wichtig? Beispiele: „Mir ist sehr wichtig, dass wir ehrlich zueinander sind“ oder „Mir ist wichtig, dass wir wertschätzend miteinander umgehen.“
- Wie möchten wir diese Werte im Alltag leben? Mögliche Antwort: „Wir nehmen uns bewusst Zeit füreinander und machen Dinge, die uns gemeinsam Spaß bringen.“