Schönheitstrend: Slow-Aging statt Jugendwahn

Trendforscherin Orkide Daniel

Foto: © Bernd Schönberger

 J-Beauty, K-Beauty oder G-Beauty: Was sich hinter diesen Buchstabenkürzeln verbirgt und was es mit Slow-Aging und den Super-Seniors auf sich hat, weiß Trendforscherin Orkide Daniel. Jetzt hat sie eine Trendstudie „post Corona“ herausgebracht.

Orkide Daniel arbeitet seit 2004 auf dem Gebiet der Trendforschung mit dem Schwerpunkt Beauty und Slow-Aging. Die Trendforscherin hat drei Megatrends ausgemacht, welche die Beauty-Industrie aktuell beeinflussen: Gesundheit, Individualisierung – und Überalterung. Durch die steigende Lebenserwartung werden im Jahr 2040 bereits 40 Prozent der Deutschen 60 Jahre oder älter sein. Die Folge: „Der Schönheitsbegriff wird nicht mehr als Privileg der Jugend betrachtet. Das Alter darf gezeigt und bewundert werden. Wohlbefinden, Selbstbewusstsein und positive Ausstrahlung sind die Attribute der ‚Super Seniors’“, fasst Orkide Daniel ihre Recherchen zusammen.

Slow-Aging: Neues Konzept des Alterns

„Es gibt keine einheitliche Art mehr, wie wir altern werden. Die Erfahrung des Alterns wird in Zukunft unglaublich vielfältig sein, beeinflusst durch den sozioökonomischen Status, Bildung, Rasse, Geschlecht, sexuelle Identität und familiären Hintergrund.“ Schluss mit dem Jugendwahn, Slow-Aging heißt das neue Konzept des Alterns. Anstatt das Alter zu bekämpfen, setzt Slow-Aging darauf, die Haut in ihrer natürlichen Schönheit zu unterstützen, um in Würde sanft zu altern.

Einnehmen statt eincremen

Die einstige Trennung zwischen Ernährung, Kosmetik, Pharmazie und Medizin wird immer mehr aufgehoben, so Orkide Daniel. Lebensmittel mit hoch dosierten Nährstoffen und kosmetischer Wirkung werden zu essbaren Beauty-Produkten. Einerseits beobachtet sie weltweit ein stärkeres Vertrauen in das Einfache, Natürliche und Bewährte. Dies zeige sich auch in der Wiederentdeckung traditioneller Heilmethoden und Hausmittel aus unterschiedlichen Kulturen und Ländern. Auf der anderen Seite steige der gezielte Einsatz hochkonzentrierter Wirkstoffe als „Doping für den Alltag“.

G-Beauty: Made in Germany

Weiterhin stellt die Trendforscherin ein neues Bedürfnis nach Sicherheit und Zuverlässigkeit in der Beauty-Industrie fest. Beauty-Produkte Made in Germany „tragen meist einen Doktortitel“, sind unter streng wissenschaftlicher Aufsicht entwickelt, gründlich geprüft, absolut zuverlässig in ihrer Wirkung und von deutschen Ärzten kreiert.

Neue Trendstudie: Zukunftsprognose post-Covid-19

Die Corona-Pandemie werde dieses Sicherheitsbedürfnis noch verstärken, glaubt Orkide Daniel. In ihrer neuen Trendstudie „Disrupting Beauty“ benennt sie vier Strömungen, die die Schönheitsbranche in der Ära nach Covid-19 prägen werden:

1. Safety first. Safety first steht für strenge Hygiene und Schutzmaßnahmen. Nichts ist wichtiger als die Gesundheit. Durch Eigenverantwortung und Prävention möchte sich jeder selbst und andere schützen.

2. Solidarity. Eine neue, werteorientierte Strömung schafft mehr Solidarität. Es entsteht ein Bewusstsein für sich und andere, voller Mitgefühl, Fürsorge und Zuneigung.

3. Wake Up! Die Krise wird als Chance gesehen, das eigene Denken und Handeln zu transformieren. Viele Menschen waren während des Lockdowns auf sich selbst zurückgeworfen und hatten Zeit und Raum zur Selbstreflexion.

4. All Now! Zukünftig werden Spaß und Unterhaltung den höchsten Stellenwert bekommen. Nach monatelanger Isolation streben Menschen dringend nach Erfahrung, Spaß und Begegnung.

J wie Beauty aus Japan

Hinter dem Buchstabenkürzel J-Beauty versteckt sich das japanische Prinzip Wabi-Sabi. Wabi-Sabi feiert die Schönheit des Imperfekten, der Vergänglichkeit, Verwitterung, Patina und Reife. J-Beauty ist der neue Hype nach K-Beauty, erklärt Diplom-Designerin Orkide Daniel. Die Idee hinter K-Beauty, dem Korean-Skin-Look: Gesundheit wird in erster Linie durch strahlende Haut zum Ausdruck gebracht. „Südkorea gilt seit einigen Jahren weltweit als treibende Kraft für innovative und anspruchsvolle Kosmetik“, so Daniel. Überraschend: Es geht dabei zu 80 Prozent um pflegende und nur zu 20 Prozent um dekorative Kosmetik.