Rhizarthrose: Wenn schmerzende Daumen den Alltag erschweren

Hinter schmerzenden Daumen könnte eine Rhizarthrose stecken
Foto: © Lentze

Rhizarthrose betrifft etwa 20 Prozent der über 55-Jährigen. Die auch als Daumensattelgelenkarthrose bezeichnete Erkrankung kann den Alltag deutlich beeinträchtigen: Starke Schmerzen im Daumen machen selbst einfache Aufgaben wie das Öffnen einer Flasche zur Herausforderung. Im Interview erläutert Dr. Michael Fendler* die typischen Symptome, Ursachen und Therapien der Rhizarthrose.

Können Sie zunächst erläutern, was genau Rhizarthrose ist und welche Symptome damit einhergehen?

Rhizarthrose betrifft das Daumensattelgelenk, das Gelenk zwischen dem ersten Mittelhandknochen und dem großen Vieleckbein. Diese Erkrankung führt zu einem Verschleiß des Gelenkknorpels, wodurch die Knochen schmerzhaft aneinander reiben. Typische Symptome sind Schmerzen am Daumenansatz, insbesondere bei Aktivitäten wie Greifen oder Drehen eines Schlüssels oder beim Öffnen einer Flasche. Im Laufe der Zeit können Bewegungseinschränkungen und eine Verringerung der Griffkraft auftreten. Betroffene klagen oft über ständige Schmerzen, zunehmende Steifheit im Daumen und ein unangenehmes Knirschen oder Reiben im Gelenk während der Bewegung. Es ist wichtig, auf die Signale des Körpers zu achten und bei anhaltenden Schmerzen ärztlichen Rat einzuholen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können helfen, das Fortschreiten der Rhizarthrose zu verlangsamen und die Lebensqualität zu verbessern.

Was sind die häufigsten Ursachen für die Entwicklung dieser Arthroseform?

Die Ursachen sind vielfältig. Genetische Faktoren, wiederholte Belastungen und mechanische Überlastung spielen eine Rolle. Das Risiko steigt mit dem Alter, da der Gelenkknorpel über die Jahre abgenutzt wird. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer, was auf hormonelle und anatomische Unterschiede zurückzuführen sein könnte.

Wie wird Rhizarthrose behandelt?

In frühen Stadien der Erkrankung können konservative Therapieansätze sehr wirksam sein. Dazu gehören das Tragen von Schienen zur Entlastung des Gelenks, Physiotherapie zur Verbesserung von Beweglichkeit und Kraft sowie entzündungshemmende Schmerzmittel und Injektionen mit Hyaluronsäure oder Kortison. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit einer sogenannten Radiosynoviorthese (RSO). Diese Maßnahmen können die Symptome lindern und den Krankheitsverlauf verlangsamen. Eine Operation wird erst erwogen, wenn diese konservativen Behandlungen ausgeschöpft sind und die Rhizarthrose in einem fortgeschrittenen Stadium ist. Dabei sind die häufigsten Operationstechniken entweder die Trapezektomie, bei der das große Vieleckbein entfernt wird, oder der Einsatz einer Prothese.

Welche Vorteile bietet eine Prothese im Daumensattelgelenk im Vergleich zu traditionellen Operationsmethoden wie der Trapezektomie?

Bei einer Trapezektomie können bestimmte Nachteile auftreten. Es kann zu einem Verlust der Griffkraft und Stabilität kommen, da der entfernte Knochen eine wichtige Rolle im Daumensattelgelenk spielt. Zudem kann die Rehabilitation länger dauern. Im Vergleich dazu kann eine Prothese die Schmerzen reduzieren und die Funktionalität des Daumens wiederherstellen.

Für wen kommt eine Prothese in Frage?

Die Entscheidung für eine Prothese wird individuell getroffen, abhängig vom Gesundheitszustand des Betroffenen und dem Fortschreiten der Rhizarthrose. Generell kommt sie für Patientinnen und Patienten in Betracht, bei denen konservative Therapien nicht mehr ausreichen und die unter fortgeschrittenen Schmerzen und Funktionsverlust im Daumensattelgelenk leiden.

Was können Betroffene selbst tun, um der Rhizarthrose vorzubeugen oder deren Fortschreiten zu verlangsamen?

Zur Prävention sollte auf eine ausgewogene Belastung der Hände geachtet werden. Das bedeutet, Überlastungen zu vermeiden, regelmäßige Pausen bei manuellen Tätigkeiten einzulegen und ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze zu nutzen. Übungen zur Stärkung der Hand- und Unterarmmuskulatur sind ebenfalls hilfreich. Eine gesunde Ernährung und ein normales Körpergewicht tragen zur Gelenkgesundheit bei. Bei ersten Anzeichen von Beschwerden sollte man frühzeitig einen Facharzt aufsuchen, um präventive Maßnahmen oder konservative Behandlungen zu besprechen.

 

* Dr. Michael Fendler ist Facharzt für Chirurgie und Unfallchirurgie, Handchirurgie sowie Plastische und Ästhetische Chirurgie im Medizinischen Versorgungszentrum Manus Klinik von Helios Ambulant in Krefeld.