Nagelveränderungen: Interview mit Apothekerin Antonia Rexin
Häufig führt der erste Weg bei Nagelveränderungen in die Apotheke. Apothekerin Antonia Rexin aus Hamburg beantwortet Fragen rund um das Thema Nagelpilz.
Wie häufig kommen Kunden und Kundinnen mit Nagelveränderungen in Ihre Apotheke?
Mehrmals pro Woche. Manchmal kommen auch mehrere Kunden und Kundinnen an einem Tag mit Nagelveränderungen zu uns. Das Thema Nagelpilz gehört auf jeden Fall zum Apothekenalltag.
Welches Wissen über Nagelpilz bringen die Betroffenen bereits mit?
Das Wissen über Nagelpilz ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Einige sind unsicher, ob es sich bei ihren Veränderungen an den Nägeln überhaupt um einen Nagelpilz handelt, und bitten um eine Einschätzung. Andere haben bereits Erfahrungen mit der Erkrankung gemacht, haben den Nagelpilz allerdings nicht richtig behandelt und suchen jetzt nach einer zuverlässigen Lösung. Oft haben sich Betroffene bereits im Internet informiert und möchten wissen, wie wir die Therapieempfehlungen bewerten. Meistens möchten sie eine klare Empfehlung, selten haben sie schon ein konkretes Produkt im Sinn – es sei denn, sie benötigen Nachschub eines bereits genutzten Mittels.
Worauf achten Sie bei der Beratung besonders?
Zunächst kläre ich ab, ob eine Selbstmedikation in Frage kommt. Bei unklaren Beschwerden oder stark ausgeprägten Symptomen, wie stark verdickten oder bröckeligen Nägeln, verweise ich die Fragenden an eine Arztpraxis. Ist eine Selbstbehandlung möglich, liegt der Fokus darauf, ein Präparat zu finden, das zur individuellen Situation passt. Für Pflegekräfte in Senioreneinrichtungen zum Beispiel ist eine wöchentliche Anwendung ungeeignet, da diese leicht vergessen wird. Hier eignet sich eine tägliche Anwendung besser, da sie leichter in die regelmäßigen Abläufe eingebunden werden kann.
Welche Eigenschaften sollte ein Präparat gegen Nagelpilz haben, damit Sie es empfehlen?
Damit sich ein Präparat für die Empfehlung zur Nagelpilztherapie qualifiziert, muss die Wirksamkeit belegt sein, und es sollte ein apothekenpflichtiges Arzneimittel sein. Ich würde niemals ein Produkt verkaufen, bei dem ich mir nicht sicher bin, dass es wirkt. Außerdem ist eine einfache Anwendung entscheidend, da die Therapie gegen Nagelpilz oft lange dauert. Ist zum Beispiel eine aufwändige Vorbehandlung der Nägel nötig, kann sich das ungünstig auf die Therapietreue auswirken.
Wie motivieren Sie Betroffene dazu, die Therapie durchzuhalten?
Die Therapietreue ist bei der Behandlung von Nagelpilz eine echte Herausforderung, da die Therapie bis zu einem Jahr dauern kann. Deshalb weise ich immer darauf hin, dass möglicherweise mehrere Flaschen Lack benötigt werden. Außerdem betonen wir, dass sich das Durchhalten lohnt und dass der Pilz auf gar keinen Fall von alleine verschwindet. Außerdem kann eine frühzeitige und konsequente Behandlung Komplikationen und eine Systemtherapie, also die Einnahme von Tabletten, verhindern. Manchmal hilft es auch, den Betroffenen zu verdeutlichen, dass sich die Erkrankung auf andere Nägel ausbreiten kann, wenn sie den Pilz nicht konsequent therapieren.
Welche Ratschläge geben Sie älteren Menschen für die Behandlung von Nagelpilz?
Gerade bei älteren Patientinnen und Patienten, die nicht mehr so beweglich sind, ist eine einfache Anwendung wichtig. Auch für Pflegekräfte muss die Anwendung unkompliziert sein, da oft keine Zeit für aufwändige Behandlungen der Nägel bleibt. Eine Applikationshilfe kann für ältere Menschen eine Unterstützung sein.
Wie können Ihre Kunden und Kundinnen einer erneuten Infektion vorbeugen?
Wir geben ihnen Tipps für eine hygienische Nagelpflege mit an die Hand. Für die Behandlung von Nagelpilz ist es von Bedeutung, dass der Pilz nicht durch Nagelscheren oder Nagelknipser vom erkrankten Nagel auf gesunde Nägel übertragen wird. Wenn für alle Nägel dasselbe Werkzeug verwendet wird, muss dieses regelmäßig desinfiziert werden. Eine gute Pflege der Füße und Nägel ist ebenfalls entscheidend, um erneuten Infektionen vorzubeugen.