Fit im Alter: Pro-Aging statt Anti-Aging
Auch für ältere Menschen gilt: Positives Denken hebt die Stimmung und fördert die Gesundheit. Ein aktueller Trend heißt daher nicht mehr Anti-Aging, sondern Pro-Aging: Die Generation der „neuen Alten“ ist voller Tatendrang. Wandern, Walking, Fitness-Training und Gehirn-Jogging – Best Ager tun heute eine Menge, um Körper und Geist fit zu halten.
Mit dem Fahrrad auf Tour, Wandern statt Kaffeeklatsch, aktiv die Enkel betreuen und bespaßen: Fitte Best Ager stehen mitten im Leben und nutzen die Lebensphase „Ruhestand“, um sich Träume zu erfüllen, die in jüngeren Jahren auf der Strecke blieben. Doch nicht nur äußerlich macht sich ein Unterschied bemerkbar, auch in den Köpfen hat ein Umdenken stattgefunden: Viele ältere Menschen setzen inzwischen auf Pro-Aging. Konkret bedeutet das: Wo früher mit allen Mitteln versucht wurde, das wahre Alter zu kaschieren („Anti-Aging“), steht die Generation 60plus dem Älterwerden heute gelassen gegenüber. Pro-Aging bedeutet: jeden Lebensabschnitt bewusst genießen und den Ruhestand als Chance begreifen, Neues zu entdecken – unter dem Motto: „Die beste Zeit des Lebens ist jetzt!“
Die körperliche Fitness bewahren
Seien es regelmäßige Rückenübungen, ein Tanzkurs oder Lauftraining: Best Ager tun oft einiges, damit ihr Körper fit bleibt – schließlich ist das eine wichtige Voraussetzung, um auch nach Ende der Berufstätigkeit aktiv am Leben teilzuhaben. So erhöht regelmäßiges Krafttraining beispielsweise die Knochendichte von älteren Menschen und senkt so das Risiko für Brüche. Hinzu kommt, dass eine gestärkte Muskulatur vor Verletzungen und Gelenkbeschwerden schützt. Darüber hinaus wirkt Bewegung positiv auf den Kreislauf und senkt das Risiko für einen Herzinfarkt.
Doch das ist noch nicht alles. Wissenschaftler fanden auch heraus, dass man durch regelmäßigen Sport den Alterungsprozess des Körpers verlangsamen kann. Bewegung verjüngt sogar unsere Zellen: Körperliche Aktivität verlängert die sogenannten Telomere, die sich an den Chromosomenenden im Zellkern befinden. Bei jeder Zellteilung verkürzen sich diese genetischen „Schutzkappen“, bis sie im Laufe des Lebens ihre Schutzfunktion schließlich verlieren und die Zelle abstirbt. Regelmäßiger Sport wirkt dem entgegen und verschafft den Zellen so eine längere Lebensdauer.
Beim Pro-Aging auch an das Gehirn denken
Wer fit sein will, muss aktiv bleiben – diese Formel gilt nicht nur für den Körper, sondern auch für das Gehirn. Forschende haben herausgefunden, dass das Gehirn eines gesunden Menschen zwischen dem 50. und dem 80. Lebensjahr rund zehn Prozent an Volumen verliert. Das liegt unter anderem daran, dass die Nervenzellen im Kopf im Laufe des Lebens schrumpfen. Hinzu kommt, dass Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen – die sogenannten Synapsen – verloren gehen. Zwar ist ein Verlust an Hirnmasse die Folge des normalen Alterungsprozesses. Aber Faktoren wie Umwelteinflüsse, Bewegungsmangel, schlechtere Durchblutung oder ungesunde Ernährung können das Nervensystem zusätzlich beeinträchtigen.
Bemerkbar machen sich Veränderungen im Alter vor allem beim Kurzzeitgedächtnis. Dass ältere Menschen im Alltag häufiger Dinge vergessen, ist grundsätzlich normal. Zudem brauchen sie länger, um Neues zu lernen. Leichte Veränderungen der kognitiven Leistungsfähigkeit sind folglich zunächst noch kein Grund zur Sorge. Erst wenn die Vergesslichkeit übermäßig oft auftritt und von Symptomen wie etwa zeitlicher oder räumlicher Orientierungslosigkeit begleitet wird, kann dies auf eine demenzielle Erkrankung hindeuten. Dann sollte unbedingt ärztlicher Rat gesucht werden. Die gute Nachricht lautet: Damit es nicht so weit kommt, kann jede und jeder mittels Pro-Aging auch etwas für die Gehirngesundheit tun.
Der Geist braucht Training
Ein Konzertbesuch mit Freunden, gefolgt von gemeinsamem Essen und einem entspannten Spaziergang: Wer einen Abend so oder ähnlich verbringt, tut seinem Denkorgan gleich in mehrerlei Hinsicht etwas Gutes. Um in Form zu bleiben, braucht unser Gehirn drei Dinge:
- neue Eindrücke,
- ausreichend Bewegung,
- ausgewogene Ernährung.
Ob kulturelles Ereignis, Sprachkurs oder angeregte Diskussionen – wie der Mensch seinen Geist fordert, kann jeder selbst entscheiden. Wichtig ist nur: Das Gehirn will stimuliert werden, um in Form zu bleiben. Durch mentale Aktivität können bis ins hohe Alter neue Nervenzellen und Synapsen wachsen. Es lohnt sich also auch im Ruhestand, neue Hobbys auszuprobieren und soziale Kontakte zu pflegen. Den gleichen Effekt hat Bewegung: Denn auch Sport lässt Nervenzellen sprießen. Das verbessert nicht nur die Lern- und Merkfähigkeit – es senkt auch das Risiko, an Demenz zu erkranken.
Ergänzend können alle Menschen noch weitere Möglichkeiten ergreifen, um einem geistigen Abbau vorzubeugen. Zu den möglichen Maßnahmen gehören neben dem Verzicht auf das Rauchen und übermäßigen Alkoholgenuss auch die rechtzeitige Behandlung einer etwaigen Schwerhörigkeit: Die Anschaffung eines Hörgeräts kann das Demenzrisiko um ganze sieben Prozent senken. Darüber hinaus ist eine medikamentöse Unterstützung des Gehirns denkbar – etwa durch die Einnahme bestimmter pflanzlicher Mittel. So kann laut Studien zum Beispiel eine Therapie mit Ginkgo bei älteren Menschen positiv auf die Gedächtnisfunktion wirken und die Entwicklung zur Demenz verzögern.