Antibiotika bei Durchfall sparsam einsetzen

Der Einsatz von Antibiotika bei Durchfall muss gründlich abgewogen werden, mahnt die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).

Eine Ärztin in blauem Kittel hält Tabletten in der Hand.

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Wie eine Leitlinie der DGVS hervorhebt, sollten Antibiotika bei Durchfall nur in bestimmten Fällen zum Einsatz kommen, etwa bei Infektionen mit Shigellen oder Salmonellen. Die Experten betonen, dass Antibiotika häufig selbst Ursache schwerer Durchfälle sind: In den letzten Jahren verzeichnen vor allem Krankenhäuser einen starken Anstieg von teils ernsten, manchmal lebensbedrohlichen Clostridium difficile-Infektionen. Besonders ältere Patienten seien hierdurch gefährdet, so die Experten der Fachgesellschaft.

Durchfall vergeht oft von selbst

In Deutschland kommt es jährlich zu etwa 65 Millionen akuter Magen-Darm-Erkrankungen bei Erwachsenen. Dies ergab eine Umfrage des Robert Koch-Instituts. Nur ein Drittel der Erkrankten sucht deshalb einen Arzt auf. Doch auch bei diesen sollten sich Mediziner mit der Verschreibung von Antibiotika zurückhalten, empfiehlt die Leitlinie „Gastrointestinale Infektionen und Morbus Whipple“ der DGVS: „Selbst bei Kenntnis des Erregers ist eine Antibiotikabehandlung häufig nicht sinnvoll, da sie die Dauer der Erkrankung kaum verkürzt“, erläutert Professor Dr. med. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Jena und einer der beiden Leitlinienkoordinatoren der DGVS. Durchschnittlich dauere eine Durchfallerkrankung drei bis vier Tage, sie verschwinde dann meistens von selbst.

Sowohl bei Infektionen mit Bakterien wie Campylobacter als auch bei Erkrankungen durch Yersinien und Escherichia coli empfehlen die Autoren der Leitlinie, in der Regel auf Antibiotika zu verzichten. Selbst bei EHEC-Bakterien, die 2011 in Norddeutschland eine Epidemie ausgelöst hatten, ist nach Ansicht der Experten nicht sicher, dass Antibiotika den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen.

Ein Fall für den Arzt

Bei Shigellen, die häufig schwere Erkrankungen auslösen, kann hingegen die Verschreibung eines Antibiotikums sinnvoll sein. Allerdings sind Shigellen oft gegen Antibiotika resistent, sodass eine Resistenztestung erfolgen sollte. Durchfallerkrankungen sind keineswegs immer harmlos, sie können vor allem ältere oder immungeschwächte Patienten stark schwächen. Patienten mit blutigen Durchfällen, einem schweren Krankheitsbild, Fieber über 38,5 Grad Celsius oder starkem Flüssigkeitsmangel sollten sich immer bei einem Arzt vorstellen.

Bei weniger gravierenden Magen-Darm-Infekten helfen normalerweise einfache Mittel, um die Symptome zu lindern: So kann der Arzt den Patienten Medikamente mit dem Wirkstoff Loperamid verschreiben, die den Darm beruhigen. Zum Ausgleich des Flüssigkeitsverlusts empfiehlt die Leitlinie eine Salz- und Glukosetrinklösung, die in Apotheken erhältlich ist. Fruchtsäfte, Leitungswasser oder Cola seien dagegen ungeeignete Hausmittel, so die Experten.