Bergwanderungen: So kommen Sie sicher zum Gipfel
Jedes Jahr zieht es zahlreiche Menschen ins Gebirge. Bei Bergwanderungen erleben sie grandiose Ausblicke und einzigartige Naturerlebnisse. Aber es gibt auch Gefahren: 2024 musste die Bergwacht alleine in den bayerischen Alpen zu über 8.000 Einsätzen ausrücken, um Menschen zu retten. Jede Bergtour sollte daher gut vorbereitet sein.
Wer auf Bergwanderungen sicher und entspannt unterwegs sein möchte, sollte jede Tour sorgfältig planen. Wichtig seien dabei vor allem folgende Punkte:
- eine Route auswählen, die der eigenen Kondition und Erfahrung entspricht;
- die Dauer der Wanderung realistisch einschätzen;
- ausreichend Pausen einplanen;
- unbedingt die Wettervorhersage im Blick behalten.
Mit dem Studium des Wetterberichts am Morgen ist es nicht getan, so Bettina Konzack von Ergo: "Im Gebirge kann sich das Wetter schnell ändern. Flexibilität unterwegs ist daher wichtig. Manchmal ist es besser, auf eine Alternativroute auszuweichen oder die Tour frühzeitig abzubrechen.“
Die passende Ausrüstung spielt bei Bergwanderungen eine wichtige Rolle. So sollte etwa der Rucksack genügend Platz für eine Trinkflasche, Proviant, Karte oder GPS-Gerät, Erste-Hilfe-Set und ein voll aufgeladenes Handy bieten. Besonders wichtig sind feste Wanderschuhe mit griffiger Sohle und stabiler Passform. Sie geben Halt und verhindern Verletzungen.
Mit Umsicht unbeschwert unterwegs
Neben der richtigen Vorbereitung und Ausrüstung sind Kondition, Erfahrung und umsichtiges Verhalten entscheidend für sichere Bergwanderungen. Wer seine eigenen Fähigkeiten realistisch einschätzt, minimiert die Risiken. Elementar für Bergwandernde ist eine ausgeprägte Trittsicherheit. Das bedeutet, den Fuß auch auf unebenem oder rutschigem Gelände sicher setzen zu können, um so Stürze zu vermeiden. Ebenso wichtig ist Schwindelfreiheit. Sie ist vor allem bei Stellen mit erhöhter Absturzgefahr gefordert und kann genauso wie Trittsicherheit trainiert werden.
Körperliche Fitness, gute Koordination und Konzentration tragen ebenfalls wesentlich dazu bei, auch längere und anspruchsvollere Touren sicher zu bewältigen. „Gerade beim Bergabgehen ist Vorsicht geboten: Kleine, kontrollierte Schritte schonen die Gelenke, sparen Kraft und senken das Unfallrisiko. Wanderstöcke können zusätzlich die Trittsicherheit verbessern und das Gleichgewicht stabilisieren“, weiß Bettina Konzack. Wer regelmäßig Gleichgewichts- und Koordinationsübungen macht, profitiert davon auf anspruchsvollen Wegen.
Beim Wandern über Wiesen und Almen gilt besondere Vorsicht, wenn Rinder dort weiden. Kühe reagieren sensibel, wenn sie sich gestört fühlen oder ihre Kälber schützen wollen. In solchen Situationen können sie durchaus angriffslustig werden. Das Risiko steigt, wenn Hunde dabei sind, da Kühe diese instinktiv als Bedrohung wahrnehmen. Wandernde sollten daher den Tieren mit ausreichend Abstand begegnen, Hunde stets angeleint führen und direkte Konfrontationen vermeiden.
Bergwanderungen oder Bergsteigen – wo liegt der Unterschied?
Nicht jede Tour in den Bergen ist gleich. Während Wandern meist auf befestigten und gut markierten Wegen stattfindet, führt das Bergsteigen oft über wegloses und steiles Gelände. Technische Anforderungen wie Kletterstellen, Gletscherquerungen oder der Einsatz von Steigeisen machen das Bergsteigen deutlich anspruchsvoller. „Für Bergsteiger reicht die Grundausrüstung des Wanderers nicht mehr aus“, warnt Bettina Konzack. „Neben festen Schuhen kommen Seil, Steigeisen, Pickel und Sicherungstechniken zum Einsatz.“ Es braucht nicht nur eine gute körperliche Kondition, sondern auch Kenntnisse im Umgang mit alpiner Ausrüstung und Techniken. Erfahrung und eine realistische Selbsteinschätzung sind dabei unverzichtbar.
Bergsteiger*innen bewegen sich in einer Umgebung, in der zusätzliche Gefahren lauern: Steinschlag in felsigen Passagen, Lawinengefahr im Winter oder Frühjahr und Spalten auf Gletschern. Solche Risiken lassen sich nur mit Wissen, Vorbereitung und der richtigen Technik beherrschen. Für Einsteiger empfiehlt es sich, eine anspruchsvolle Bergtour nur in Begleitung erfahrener Bergführer*innen zu unternehmen.
Kommt es trotz aller Vorsicht zu einem Unfall oder kritischen Situationen, heißt es: Ruhe und einen klaren Überblick bewahren, bei Bedarf Erste Hilfe leisten und über den europaweiten Notruf 112 die Rettungskräfte alarmieren. Um im Ernstfall auf sich aufmerksam machen zu können, eignen sich optische und akustische Signale wie eine Taschenlampe oder Pfeife.
