Von Kapseln, Tropfen, Zäpfchen & Co.

Medikamente gibt es in den unterschiedlichsten Darreichungsformen. Neben der klassischen Tablette gibt es unter anderem Dragees, Kapseln, Cremes, Pflaster … Was macht den Unterschied?

verschiedene Medikamente.

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Bei der Entwicklung eines neuen Medikaments beschäftigt die Wissenschaftler nicht nur die Frage, welcher Wirkstoff bei einer Erkrankung die besten Resultate erzielt. Genauso wichtig ist auch eine geeignete Darreichungsform – denn diese entscheidet mit darüber, wie verträglich ein Medikament ist. Bei einem Zäpfchen müssen die Arzneistoffe zum Beispiel nicht vom Magen verarbeitet werden, sie gelangen direkt über die Darmschleimhaut in die Blutbahn. Dadurch setzt die Wirkung sehr schnell ein, und der Magen wird geschont.

Welche Darreichungsform die Forscher für ein Medikament wählen, hängt ab von Fragen wie: Wo soll die Arznei im Körper ihre Wirkung entfalten? Wie wird sie am besten vertragen? Soll der Wirkstoff auf einmal freigesetzt werden oder gleichmäßig über einen längeren Zeitraum? Und: In welcher Form lässt sich die Arznei am besten zuführen?

Hilfsstoffe als Transportmittel

Je nachdem, wie das Medikament wirken soll, werden die meist winzigen Arzneistoffmengen in unterschiedliche Hilfsstoffe eingebettet, also zum Beispiel in ein Pulver gemischt, in Alkohol gelöst oder in Gelatine-Kapseln gefüllt. Diese genau ausgetüftelten Trägersubstanzen transportieren den Wirkstoff an die gewünschte Stelle im Körper und gewährleisten, dass er erst dort freigesetzt wird.

Als Hilfsstoffe werden zum Beispiel Stärke, Zucker, Gelatine, Fette, Öle, Wasser, Alkohollösungen und heute vielfach auch Polymere (synthetische Verbindungen) eingesetzt, denen die Magensäure nichts anhaben kann. Ob sich Tabletten, Kapseln, Zäpfchen, Emulsionen, Salben oder Wirkstoffpflaster als beste Darreichungsform anbieten, wird bei den Herstellern in eigenen Forschungsabteilungen ausgetüftelt.

Das ABC der Darreichungsformen

Aerosole (Sprays, Vernebler) ermöglichen die Inhalation des Wirkstoffs bei Atemwegserkrankungen wie Asthma oder Bronchitis. Das erfordert etwas Übung. Vorteil: Die winzigen Wirkstoffpartikel gelangen mit der Einatmung direkt in die Lunge.

Arzneipflaster geben die Wirkstoffe aus einem Reservoir über Tage gleichmäßig in die Haut und die darunter liegenden Blutgefäße ab. Vorteil: Der Wirkstoff gelangt ohne Veränderungen durch das Verdauungssystem direkt in den Blutkreislauf.

Brausetabletten lösen sich in Wasser sprudelnd auf und setzen den Wirkstoff frei. Vorteil: Durch die Flüssigkeit gelangt der Wirkstoff schnell in den Dünndarm und belastet den Magen weniger. Eignet sich gut für alle, die Tabletten schlecht schlucken können.

Cremes lassen sich gut auf der Haut verteilen, geben den Wirkstoff verzögert über eine bestimmte Zeitspanne frei und pflegen dabei noch die Haut.

Dragees und Filmtabletten sind mit besonders glattem Überzug versehen. Das erleichtert das Schlucken und überdeckt einen eventuell unangenehmen Geschmack.

Granulat: Die zusammengekitteten Pulverpartikel werden zu Tabletten weiterverarbeitet oder als Trinkgranulat angeboten, zum Beispiel als Erkältungsmittel oder Heiltee. Vorteil: Wirkstoffkombination in konzentrierter Form.

Injektionen und Infusionen befördern die Arznei direkt in den Blutkreislauf oder das Muskelgewebe. Vorteil: Schnelle Wirkung ohne „Umwege“.

Kapseln sind kleine Gelatinebehälter, die den Wirkstoff in Pulverform, als Granulat oder Flüssigkeit gut verpackt in den Magen oder Darm bugsieren. Erst dort sollen sie sich auflösen und den Wirkstoff mehr oder minder schnell freigeben.

Retardtabletten werden nach einem Spezialverfahren hergestellt, das eine gleichmäßige Wirkstoffabgabe über einen längeren Zeitraum bewirkt. Vorteil: Erspart eine täglich mehrfache Tabletteneinnahme. Das Wirkstoffdepot sorgt über einen bestimmten Zeitraum für einen gleichmäßigen Wirkstoffspiegel im Blut.

Salben und Pasten ermöglichen das Aufstreichen des Wirkstoffs unmittelbar auf die betroffene Hautfläche oder das Auge. Im Unterschied zu Cremes sind sie ohne Wasser auf Fettbasis hergestellt. Vorteil: Sie haften lange, bilden einen Schutzfilm und geben den Wirkstoff verzögert über längere Zeit frei.

Tabletten enthalten pulverisierte Arzneistoffe, mit Hilfsstoffen vermischt und in exakt portionierte Form gepresst. Vorteil: Jede Tablette enthält eine rezeptgemäße Dosis. Tabletten zum Kauen setzen ihre Wirkstoffe teils schon im Mund durch den Speichel frei. Lutschtabletten (zum Beispiel gegen Halsschmerzen) wirken im Mund-Rachenraum.

Tropfen zum Einnehmen müssen abgezählt oder abgemessen werden und beinhalten den Wirkstoff in gelöster Form. Tropfen für die Augen, Nase oder Ohren werden dagegen direkt an den Wirkort geträufelt. Sie sind nur sehr begrenzt haltbar und sollten wegen möglicher Ansteckungsgefahr immer nur von einer Person verwendet werden. Vorteil: Tropfen lassen sich sehr gut individuell dosieren.

Zäpfchen und Vaginaltabletten (Suppositorien): In Darm oder Scheide eingebracht, wirken sie sehr schnell, ohne Magen und Darm zu belasten. Zäpfchen eignen sich gut für Säuglinge und Kleinkinder.