Augendiagnose: Was der Blick ins Auge verrät

Untersuchung des Auges.

Foto: © stefan_weis – Fotolia.com

Ein Strahlen, Funkeln oder ein schräger Blick signalisieren die Gefühlslage unseres Gegenübers. Wenn der Augenarzt uns tief ins Auge schaut, kann er per Augendiagnose bestimmte Krankheiten schon früh erkennen.

Zum Augenarzt gehen wir, wenn wir eine Brille brauchen oder unter anderen Problemen mit den Augen leiden. An sonstige Krankheiten und deren mögliche Früherkennung per „Augendiagnose“ denken die meisten Menschen nicht. Doch der fachkundige Blick auf die Netz- oder Hornhaut zeigt dem Arzt auch, ob tieferliegende Erkrankungen vorliegen: Bluthochdruck zum Beispiel, Fettstoffwechselstörungen oder Diabetes.

Das Auge stellt das einzige Organ dar, bei dem die Blutgefäße von außen zu sehen sind. An ihnen zeigen sich bestimmte Erkrankungsmerkmale. Deshalb überrascht der Augenarzt manche Menschen mit dem Hinweis auf gesundheitliche Beschwerden, deren Ursache außerhalb der Augen liegt.

Bluthochdruck und Schlaganfall

Bluthochdruck verdickt die Wände der Adern, die Blutgefäße schlängeln sich wie Korkenzieher durchs Auge. Verschlüsse an den feinen Gefäßen der Netzhaut lassen erkennen, wie lange der Bluthochdruck schon besteht. Punktförmige Blutungen im Auge weisen auf sehr hohen Blutdruck hin. Er macht zwar keine Beschwerden, erhöht jedoch das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Weil die Gefäße in der Netzhaut einen Teil des Gehirnkreislaufs darstellen, zieht der Augenarzt Rückschlüsse auf die Durchblutung des Gehirns. Dadurch kann er gegebenenfalls Hinweise auf ein erhöhtes Schlaganfallrisiko erkennen.

Diabetes und Fettstoffwechselstörungen: Früherkennung durch Augendiagnose

Die hohe Zuckerkonzentration im Blut schädigt die feinen Blutgefäße im Auge. Es kommt zu Gefäßverschlüssen, die Sehzellen bekommen nicht mehr ausreichend Nährstoffe. Zudem tritt aus den Blutgefäßen Flüssigkeit aus und schädigt die Netzhaut. Die Augendiagnose zeigt schon frühzeitig erste Anzeichen der Zuckerkrankheit. Wenn Sie zu den Menschen mit Diabetes gehören, sollten Sie unbedingt regelmäßig zum Augenarzt gehen. Ohne rechtzeitige Behandlung droht der Verlust des Augenlichts (diabetische Retinopathie).

Fettstoffwechselstörungen zeigen sich bei der Betrachtung der Hornhaut in Form von kreisförmigen weißen Ablagerungen. Die erhöhten Cholesterin- und Blutfettwerte steigern das Risiko für Arteriosklerose und Herzinfarkt. Meist tritt der weißliche Ring jedoch erst im Rentenalter auf („Greisenring“). Er weist auf alterstypische Kalk- und Fettablagerungen hin.

Rheuma, Morbus Basedow und Gelbsucht

Rheumatische Erkrankungen gehören zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem den eigenen Körper attackiert. Entzündungen der Ader- und Regenbogenhaut bis hin zu Entzündungen der hinteren Augenabschnitte deuten früh auf eine rheumatische Erkrankung hin. Erste Anzeichen: rote Augen, starker Tränenfluss, schlechteres Sehen und Augenschmerzen.

Morbus Basedow stellt eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse dar, die sich auf die Augen auswirkt. Die gegen die Schilddrüse gerichteten Antikörper führen zu entzündlichen Prozessen im Augengewebe und zu Gewebeveränderungen hinter dem Augapfel. Ohne medizinische Hilfe treten die Augäpfel sichtbar hervor und die Beweglichkeit der Augen unterliegt Beeinträchtigungen. Entzündete Augen können auch noch auf andere Autoimmunerkrankungen wie etwa Multiple Sklerose hindeuten. Der Augenarzt wägt ab, ob er die Entzündung als harmlos einstuft oder ob er den Patienten an den Internisten überweist.

Eine Gelbfärbung der Augen ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom für verschiedene Lebererkrankungen. Die gelbe Farbe tritt durch die Ablagerung von Bilirubin auf, wenn übermäßig viele rote Blutkörperchen zerfallen. Dafür gibt es verschiedene Ursachen: Zum Beispiel eine Leberentzündung (Hepatitis), eine Leberzirrhose, eine Erkrankung der Galle durch Gallensteine oder ein Tumor an der Bauchspeicheldrüse.