Migräne: Entspannung und Sport helfen

Etwa acht Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Migräne. Vielen könnte neben Medikamenten auch Entspannung und Sport helfen.

progressive Muskelentspannung

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Heftige, pulsierende Kopfschmerzen sind nur ein Symptom von Migräne. Hinzu kommen oft Übelkeit, Erbrechen, Lärm- oder Lichtempfindlichkeit. Schmerzmittel und spezielle Migräne-Medikamente helfen – aber viele Migräniker wollen noch mehr tun und suchen vor allem nach Möglichkeiten, um den üblen Attacken vorzubeugen.

„Wir wissen, dass viele unserer Patienten nicht nur auf Medikamente zurückgreifen möchten“, sagt Dr. Stefanie Förderreuther, Präsidentin der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). „Mit der aktuellen Leitlinie unserer Fachgesellschaft können wir nun ganz konkret sagen, welche Entspannungsverfahren und verhaltenstherapeutischen Interventionen Gutes bewirken.“

Entspannung reduziert Kopfschmerzen

Kürzlich stellte die DMKG die erste ärztliche Leitlinie zu dem Thema „Entspannungsverfahren und verhaltenstherapeutische Interventionen zur Behandlung der Migräne“ vor. Sie zeigt: Vor allem progressive Muskelentspannung, kognitive Verhaltenstherapie, Ausdauersport und Biofeedback-Verfahren helfen den Patienten.

Vor Erstellung der Leitlinie hatte eine Gruppe von Experten die aktuelle Studienlage ausgewertet und systematisch mehr als 800 Studien untersucht. Dr. Charly Gaul, Generalsekretär der DMKG, erläutert: „Schon wenn wir die Patienten beraten und über die Erkrankung aufklären, kommt es zu einer klinisch messbaren Kopfschmerzreduktion.“

Besonders gut: progressive Muskelentspannung

Entspannungsverfahren wie beispielsweise die in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte Progressive Muskelentspannung (PMR) wirken besonders gut. „Die PMR ist zudem gut zu erlernen und kann ohne Aufwand angewandt werden“, erklärt Dr. Gaul. Bei der PMR wird der Patient selbst aktiv, indem er Muskelgruppen gezielt an- und wieder entspannt.

Diese Technik lässt sich gut in den Alltag integrieren. Wer sie regelmäßig anwendet, beeinflusst die zentrale Schmerzverarbeitung und aktiviert schmerzhemmende Strukturen im Gehirn. Die Zahl der Migräneattacken könne so um 35 bis 45 Prozent reduziert werden, so Dr. Förderreuther.

Weniger Anfälle durch Ausdauersport

Gut belegt ist auch, dass kognitive Verhaltenstherapie wirkt. Diese geht davon aus, dass jeder Mensch über seine Gedanken sein Erleben und Verhalten beeinflussen kann. Dazu gehört auch, eine reale Belastung, die als Stress wahrgenommen wird, positiv umzudeuten. Dafür hinterfragt die betreffende Person beispielsweise überzogene Ansprüche an die eigene Leistung und lernt, Signale des Körpers zu erkennen, die eine Belastungssituation ankündigen.

Beim Thema Sport ist die Studienlage nicht ganz so eindeutig. Dennoch gibt die Leitlinie grünes Licht für Ausdauersport als begleitende Therapie. Sport und Bewegung haben offenbar einen Effekt auf die Schmerzintensität sowie auf die Anzahl und Dauer der Anfälle.

Trotz dieser wichtigen Erkenntnisse zu ergänzenden Verfahren sollte eine Migräne ärztlich behandelt werden. Gemeinsam mit einem Kopfschmerzexperten sollte der Patient die für ihn individuell passende Kombination aus Medikamenten und der geeigneten Entspannungstechnik oder einem verhaltenstherapeutischen Verfahren aussuchen.