Arzneipflanze des Jahres: Kümmel

Viele lieben den Kümmel als Gewürz, manche mögen ihn allerdings gar nicht – und nur wenige wissen, dass er auch eine Heilpflanze ist.

Kümmel

© bravissimos – Fotolia.com

Auf den ersten Blick ist Kümmel eine sehr alltägliche Pflanze, die als Gewürz weit verbreitet ist – es aber in sich hat. Deshalb hat der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ an der Universität Würzburg den „Echten Kümmel“ zur Arzneipflanze des Jahres 2016 gewählt.

Kümmel wurde in Europa bereits in den Siedlungen der Steinzeit genutzt, wie archäologische Funde zeigen konnten. Damit gehört der einheimische Wiesenkümmel zu den ältesten Gewürz- und Arzneipflanzen in Europa.

Gut gegen Blähungen

Medizinisch werden ausschließlich die Früchte der Pflanze verwendet. Sie enthalten 3-7 Prozent ätherisches Öl. Besonders bedeutsam ist das reine Kümmelöl – es wird durch Wasserdampfdestillation aus den getrockneten Früchten gewonnen. Die klare, farblose bis gelbe Flüssigkeit enthält zu rund 60 Prozent den typischen Kümmelstoff Carvon. Diesem werden die Hauptwirkungen des Kümmels zugeschrieben.

Nachgewiesen ist eine krampflösende und antimikrobielle Wirkung. Außerdem wirkt Kümmel appetitanregend, fördert die Sekretion des Magensaftes und die Durchblutung von Magen- und Darmschleimhaut. Vor allem vertreibt er Blähungen.

Wirksam bei Völlegefühl

Die Anwendung bei Verdauungsbeschwerden wie leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich, Blähungen und Völlegefühl ist wissenschaftlich anerkannt. Durch seine krampflösende Wirkung kann Kümmelöl auch beim Reizdarmsyndrom eingesetzt werden.

Bei Patienten mit Reizdarmsyndrom gehen Blähungen und Völlegefühl häufig mit einer gestörten Darmflora einher. Positive Darmbakterien wie die Bifidobakterien sind vermindert oder beeinträchtigt, krankhafte Darmbakterien nehmen zu. Kümmelöl hemmt selektiv das Wachstum von Krankheitserregern, ohne dass es zu negativen Effekten auf die gesunde Darmflora kommt.

Milder, aber auch schwächer wirksam ist die Zubereitung der Kümmelfrüchte als Tee. Für die Teezubereitung werden 1-2 Teelöffel Kümmelfrüchte in einem kleinen Mörser kurz angestoßen, damit das ätherische Öl austreten kann. Danach mit heißem Wasser übergießen und abgedeckt – damit das ätherische Öl nicht entweicht – zehn Minuten ziehen lassen.

Blütezeit Mai bis Juli

Der Echte Kümmel ist eine zweijährige Pflanze. Im ersten Jahr bildet sich nur eine Blattrosette aus, im zweiten Jahr wächst ein bis zu einem Meter hoher, verzweigter Spross heraus, an dem die 2- bis 3-fach gefiederten Blätter sitzen. Er blüht von Mai bis Juli mit zahlreichen kleinen, weiß bis rosa gefärbten Blüten. Die im reifen Zustand braunen Früchte sind 3 bis 6 mm lang mit fünf hellen, kantig hervortretenden Rippen. Wie bei allen Doldengewächsen handelt es sich um Doppelfrüchte, die schon vor dem Abfallen in die beiden Teilfrüchte zerfallen.

Auch wenn der Wiesenkümmel eine verbreitete einheimische Pflanze ist, müssen unerfahrene Personen vor dem Sammeln gewarnt werden. Es gibt ganz ähnliche Doldenblütler, die sehr giftig sind – wie unter anderem die Hundspetersilie und der Wiesenschierling.