Wenn Angehörige zahnpflegebedürftig werden

Eine junge Frau hält eine Seniorin im Arm.

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Jetzt ist Fingerspitzengefühl gefragt: Einem Angehörigen die Zähne putzen, das ist für beide Seiten nicht so leicht. Unsere Tipps helfen Ihnen.

Der Mund ist ein sensibler Bereich. Wer einem Angehörigen die Zähne putzen will, muss eine besondere Hemmschwelle überwinden. Das gilt aber auch umgekehrt: Es fällt keinem Menschen leicht, bei der Mundhygiene Unterstützung in Anspruch nehmen zu müssen. Pflegende Angehörige brauchen deshalb Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen. Wenn Schwierigkeiten beim Zähneputzen auftreten, sprechen Sie am besten zunächst mit Ihrem Zahnarzt. Er wird gerne beratend zur Seite stehen und Sie gegebenenfalls mit einem Hausbesuch unterstützen.

Ab dem 1. Juli 2018 können gesetzlich versicherte Pflegebedürftige eine zusätzliche, vorsorgende Betreuung durch den Zahnarzt in Anspruch nehmen – auch in der eigenen Wohnung. Zu den von der Kasse bezahlten Leistungen gehört dann unter anderem die Erstellung eines Plans zur individuellen Zahn- und Prothesenpflege, die Entfernung von Zahnstein sowie die Einbeziehung der Betreuungspersonen in den Pflegeplan.

Eine Zahnbürste mit drei Köpfen

Soweit der betreute Mensch die Zahnpflege noch selbst übernehmen kann, sollten Sie versuchen, diese Selbstständigkeit solange wie möglich aufrechtzuerhalten. Schauen Sie zunächst nur zu und putzen Sie an den Stellen nach, die nicht mehr zufriedenstellend sauber werden. Ein Vergrößerungsspiegel ermöglicht es der pflegebedürftigen Person, sich selbst besser zu sehen.

Besorgen Sie einen Griffverstärker für die Zahnbürste, er erleichtert die Handhabung. Wenn Sie feststellen, dass auch damit das Putzen nicht mehr gut gelingt, kann der Wechsel zu einer Dreikopfzahnbürste helfen: Sie putzt gleich drei Zahnflächen auf einmal. Die Dreikopfzahnbürste wird so auf die Zähne gesetzt, dass sie mit ihren seitlichen Borsten den gesamten Zahn umschließt. Dann mit leicht rüttelnden Bewegungen putzen.

Mit Handschuhen geht’s leichter

Tragen Sie grundsätzlich Einmalhandschuhe, wenn Sie einem anderen Menschen bei der Mundhygiene helfen – auch wenn Sie nur unterstützend eingreifen. Damit vermeiden Sie nicht nur die Übertragung von Bakterien. Sie vermitteln außerdem einen „klinischen“ Eindruck, der beiden Seiten den Eingriff in die Tabuzone Mundhöhle erleichtert.

Sobald Sie das Zähneputzen übernehmen, stellen Sie sich seitlich hinter den Pflegebedürftigen und stützen dessen Hinterkopf mit Ihrer Hand. Ihr Angehöriger sollte möglichst in aufrechter Position am Waschbecken sitzen. Sagen Sie immer, was Sie gerade tun. Entfernen Sie zuerst herausnehmbaren Zahnersatz, er wird grundsätzlich separat gereinigt. Putzen Sie vorsichtig und systematisch zuerst die Kauflächen, dann die Außenflächen und zum Schluss die Innenseiten der Zähne. Auch Ihnen kann eine Dreikopfbürste die Arbeit erleichtern. Sofern Ihr Angehöriger sich damit anfreunden kann, können Sie auch eine elektrische Zahnbürste benutzen.

Auch Prothesen täglich putzen

Denken Sie auch an die Zahnzwischenräume. Bei älteren Menschen sind die Lücken zwischen den natürlichen Zähnen in der Regel groß genug, um sie bequem mit Zwischenraumbürsten zu säubern.

Zur vollständigen Zahnpflege gehört außerdem die tägliche Reinigung herausnehmbarer Prothesen. Nehmen Sie die Dritten zum Putzen immer aus dem Mund. Verwenden Sie eine Prothesenzahnbürste und ein mildes Reinigungsmittel. Zahnpasta ist für Prothesen ungeeignet! Spezielle Produkte zur Prothesenpflege bekommen Sie in der Apotheke oder im Drogeriemarkt. Sie können die Dritten aber auch mit flüssiger Handseife oder einem Geschirrspülmittel säubern.

Regelmäßig das Zahnfleisch begutachten

Falls sich am Zahnfleisch rötliche Stellen zeigen, wenn es blutet oder falls Sie weißliche, nicht abwischbare Beläge, Wunden oder ein Geschwür feststellen, sollten Sie umgehend einen Termin beim Zahnarzt vereinbaren oder einen Hausbesuch erbitten. Grundsätzlich gilt: Wenn Probleme bei der häuslichen Mundhygiene auftreten oder falls Sie unsicher sind, scheuen Sie sich nicht, Ihren Zahnarzt um Rat zu fragen.

Wertvolle Tipps für Menschen, die helfen und einem Angehörigen die Zähne putzen möchten, finden sich in mehreren Videos, die die Bundeszahnärztekammer und das Zentrum für Qualität in der Pflege auf YouTube bereitgestellt haben.